© Cristina Gaertner

Wolken, Schneefall und am Ende unverspurte Hänge

Skitouren-Wochenende auf der Lindauer Hütte im Rätikon

22.02.2024

Mit unserem ÖV-Profi und Skitouren-Leiter Zeno Göschl fahren wir zu sechst von München nach Tschagguns. Unser Ziel: Ein verlängertes Wochenende in der wilden Felskulisse des Rätikons rund um die Lindauer Hütte. Der Zustieg beginnt zu Fuß, bis Schneereste auf der Rodelbahn die Skier erfrischen und wir uns für den Hütten-Zustieg rüsten.

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage: bewölkt mit ergiebigem Schneefall. Was sollen wir davon halten? Wolken und Schneefall bedeuten einerseits kaum bzw. schlechte Sicht; andererseits aber auch Aussicht auf frisch verschneites Gelände.

Wir nutzen Letzteres aus und steigen am Anreisetag noch in Richtung Drusentor auf (Übergang Richtung Schweizer Seite), um das Gelände zu erkunden; mäßige bis schlechte Sicht und die Abfahrt eines einzelnen Skis, der auf direktem Weg zurück ins Tal wollte, tun dem Ausflug keinen Abbruch. Der Ski kann von Zeno sicher geborgen werden.

Auf der Hütte genießen wir das Hotel-Niveau: gutes Essen, Leseraum (eine kleine Oase der Ruhe!), viel Holz-Ausstattung …

Auch der kommende Tag verspricht Wolken und Schneefall, deshalb ein kleiner Ausflug zum Öfapass; anschließend relaxen wir in der hütteneigenen Sauna; abends wird geschlemmt (heute Kaiserschmarrn, morgen Käsefondue). Es wird deutlich voller auf der Hütte, die Wochenend-Gäste stoßen Hütte dazu.

Auch Tag drei bringt Wolken mit sich, der Schneefall nimmt ab. Auf der Kreuzjoch-Runde werden wird großzügig belohnt mit Abfahrten in unverspurten Tiefschneehängen – dank der grandiosen und unermüdlichen Spur-Anlage durch Zeno im Neuschnee. Nun tun sich auch erste freie Blicke auf die umliegenden Berge auf. Wunderschöner Weitblick und grandioser Neuschnee motivieren uns, noch ein paar hundert Höhenmeter zum Latschätzkopf aufzusteigen – frisch verschneite Hänge am Wegesrand können wir nicht liegen lassen.

Am letzten Tag werden Fleiß und Durchhaltevermögen der vergangenen Tage mit Sonnenschein belohnt und einer unfassbar schönen, unberührten Landschaft auf der Schweizer Seite. Bergpanorama aus dem Bilderbuch, Fotos wie aus dem Reisekatalog, Tiefschnee ohne Ende – da schlägt das Skitouren-Herz am Anschlag.

Stellenweise starker, böiger Wind soll die Sulzfluh-Runde in teilweise anspruchsvollem Gelände nicht trüben. Wir schaffen es durch den Gemstobel (Steilstufe), auf windverpresstem Schnee und steiler Spuranlage kurz unter den Gipfel der Sulzfluh – um auf dem Gipfel dieses Rätikon-Klassikers kurzzeitig in den Wolken zu verschwinden.

Die steile Abfahrt durch den Rachen meistern wir dank guter Schneeauflage ohne große Probleme und kommen nach Überwindung von Latschenhängen auf der Rodelbahn an - bereit für die Talabfahrt. Mit seinem logistischen Spürsinn hat Zeno morgens einen Teil des Gepäcks an der Rodelbahn deponiert (danke dafür!), so dass wir nicht zurück zur Hütte müssen, sondern direkt abfahren können.

Etwas später als geplant, aber glücklich und beseelt von der grandiosen Abschlusstour, fahren wir mit dem Bus zurück nach Tschagguns, gönnen uns Falafel, Döner & Co. und lassen uns vom Zug zurück in die Großstadt spülen.

Cristina Gaertner