„Montag, 15. Januar: Werktagsskitour in den Bayerischen Voralpen. Das Ziel wird kurzfristig nach Verhältnissen festgelegt. Tour mit Bus und Bahn“, so stand es im Programmheft. Fand ich spannend: Mal eine Skitour ohne Auto – tolle Idee! Also angemeldet, minimalistisch gepackt, die Skistiefel schon zu Hause angezogen und ab zum Treffpunkt am Hauptbahnhof. Jan Rehm, der Tourenführer, hat den Zug nach Garmisch um 6.32 ausgesucht. Von dort soll es weiter gehen nach Krün. Unser Ziel: das Schöttelkar.
Die Wetterprognose ist wenig verheißungsvoll: Zunehmende Bewölkung mit schlechter Sicht, böiger, in der Höhe stürmischer Wind, Temperaturen im Tal um den Gefrierpunkt, in 2000 Metern Höhe um minus 10 Grad. Nicht gerade ideale Bedingungen für meine erste ÖPNV-Tour, aber ich freu mich trotzdem drauf: raus aus der Stadt, Schnee, Berge und garantiert viel frische Luft…
Sicherheitshalber nehme ich eine frühe U-Bahn – bei Öffis weiß man nie – und bin als erste am Hauptbahnhof. Kurz nach mir kommt Maggie und bald darauf auch Jan. Alle übrigen Teilnehmer haben abgesagt. Unsere Mini-Gruppe ist damit komplett und wir steigen in den Zug, der pünktlich losfährt, dann aber in Tutzing wegen eines Notarzt-Einsatzes länger stehen bleibt. Es geht mit 15 Minuten Verspätung weiter, bis wir in Garmisch ankommen, sind es 20 Minuten. Jan checkt im Minutentakt die weiteren Verbindungen in der Bahn-App: Den Anschluss-Bus erwischen wir nicht. Sollen wir noch umplanen? Den Zug nach Ehrwald nehmen und eine andere Tour machen? Klingt schön, geht aber nicht, denn auch dieser Zug ist schon weg. Die Schaffnerin fragt bei der Fahrdienstleitung nach, ob es noch Anschlusszüge gibt, die warten. Leider ist dies nicht der Fall. Auch der Schienenersatzverkehr in Richtung Mittenwald wartet nicht auf verspätete Züge. Warum das so ist, bleibt ein Geheimnis der Bahn.
Am Garmischer Bahnhof angekommen bleibt uns nichts anderes übrig, als auf den nächsten regulären Bus in Richtig Mittenwald zu warten. Erste Lektion für ÖPNV-Tourengeher: Eilig darf man es nicht haben. Zweite Lektion: Man sollte flexibel sein. Jan schlägt jetzt vor, mit dem Bus bis zum Isarhorn kurz von Mittenwald zu fahren, von dort südseitig aufzusteigen, eventuell über den Feldernkopf (2071 Meter) zu gehen und dann nordseitig über das Schöttelkar Richtung Klais abzufahren. Klingt phantastisch: Wir können eine Karwendel-Durchquerung machen und sind – weil wir keine Autos dabeihaben – völlig frei in der Auswahl des Ziels. Einzige Bedingung ist, dass wir an einer Bushaltestelle oder einem Bahnhof rauskommen.