© Simone Hinkofer

Graben, graben, graben

Skitourenkurs in Ischgl

06.03.2024

Am Samstagmorgen geht es für die umweltbewussten Tourenski-Fans aus München mit der Bahn nach Lermoos und dann netterweise im VW-Bus unseres Tourenführers Matthias Paletta weiter nach Ischgl. Die Zeit des Wartens auf das günstige 14-Uhr-Ticket nutzen wir für eine Vorstellungsrunde. Dann heißt es Eingrooven auf der Piste. Doch die entspannte Idylle nimmt ein jähes Ende: Wir wollen unbedingt noch mit der Piz Val Gronda Bahn Richtung Heidelberger Hütte (die letzte fährt um 15.30 Uhr), doch einer der Kursteilnehmer ist plötzlich verschollen. Er hat bei der letzten Abfahrt eine falsche Abzweigung genommen, und so müssen wir das Bahnpersonal etwas bezirzen, damit sie noch ein paar Minuten Aufschub gewähren. In letzter Sekunde springt der Verschollene dann doch noch in die Gondel und so kommen wir schließlich im dichten Nebel an der Bergstation an.

Jetzt heißt es im Schneckentempo entlang der markierten Route gehen, denn es hat ganz schön zugezogen (fragt Matthias, warum das so ist, ich versteh nur “Alpenhauptkamm”). An der Hütte angekommen gibt’s noch eine kurze Einführung in die LVS-Suche, dann beziehen wir das schöne, neu renovierte Lager 1 und genießen das erste leckere Abendessen mit großzügigem Nachschlag (mehr davon in den nächsten Tagen).

Am Sonntag geht’s das Tal hinauf – bei mäßiger Sicht, aber dafür mit einer ultra-motivierten Gruppe, die sogar bei den Spitzkehren nicht schlapp macht. Lediglich die Garagen-Position ist beim ein oder anderen noch ausbaufähig. Unser weiser Skilehrer Matthias überzeugt uns kurz vorm Kronjoch umzukehren, und auch die größten Gipfelstürmer sehen ein, dass dort oben nur der kalte Wind auf uns wartet...

Zur Theorie versammeln wir uns im Seminarraum, doch die hochmoderne Technik bekommen wir trotz geballter Ingenieurs-Power einiger angehender Dr.-Ing.s nicht zum Laufen. Nach 1,5 Stunden Tüftelarbeit mit liebevoller Unterstützung durch das Küchenpersonal starren dann doch alle auf Matthias Laptopbildschirm und vergessen – fast – das Abendessen. Zu allem Überdruss verzweifelt so manch einer auch noch an Matthias’ Lieblingsspiel “Yalla” – bleibt nur die Frage, ob es an dem komischen (österreichischen?) Kartendeck liegt oder daran, dass Matthias wie ein Alleinunterhalter alle Punkte abstaubt.

Der Montag begrüßt uns mit Traumwetter und so sind wir alle sehr motiviert, endlich mal einen Gipfel zu besteigen. Doch bei einem soll es nicht bleiben – wir nehmen gleich drei Dreitausender in Angriff: Breite Krone, Bischofsmütze und Grenzeckkopf. Grandioser Weitblick und eine malerische Abfahrt zurück zur Hütte! Auf der Sonnenterasse lassen wir diesen wundervollen Tag ausklingen, den nur noch der Wirt Loisl mit seinem “Aufguss” beim Abendessen in der Gaststube toppen kann. So schön der Montag, so anstrengend wird der Dienstag: Es heißt graben, graben, graben – allein, auf Zeit, in der Gruppe und weil’s so schön war, das ganze nochmal. Nur so lernt man’s! Am Mittwoch heißt es dann leider schon wieder Abschied nehmen und aufgrund der angespannten Lawinensituation geht es für uns auch auf dem direkten Weg zurück nach Ischgl.

Simone Hinkofer