© Lena Harlass

Föhnsturm, Bruchharsch, Schneefall

Skitouren inklusive Erholung und Gemütlichkeit im Montafon

02.03.2024

Wir starten Samstag früh im Münchner Norden und lassen uns von Ulrich‘s geräumiger Familienkutsche nach Österreich schaukeln. Mit im Auto ist seine Frau Lisa, die gute Fee der Geschäftsstelle, sowie Martin und Martin. Der eine ist bereits ein langjähriger, erfahrener Skitourenführer beim USC, der andere steigt erst seit kürzerem mit Brettern auf den Berg - so wie ich.

Die erste Tour machen wir unterwegs im Brandnertal, wo noch Daniel Opalka dazustößt und mit Martin Kuhn die Führung und Tourenplanung für die Woche übernimmt. Unser Tagesziel, die Windeggerspitze (2.331m), lassen wir kurz unter dem Gipfel links liegen wegen Triebschnee und einem glatten Lawinen-3er auf der Höhe. Der beginnende Föhnsturm beschert uns viel Sonne und stellenweise ein kühlendes Lüftchen, aber eben auch ein Triebschneeproblem. Abends richten wir uns gemütlich in Einzel- und Doppelzimmern in der etwas in die Jahre gekommenen Frühstückspension Sursilva in Gargellen ein und flitzen in die Sauna, welche uns alle zwei Tage abends ordentlich einheizt. Im Anschluss stellen wir etwas erschrocken fest, dass es im ganzen Ort nur vier Restaurants gibt, welche entsprechend schnell ausgebucht sind. Wir bekommen mit etwas Glück doch noch einen Tisch und reservieren gleich für Sonntag und Montag in den anderen Restaurants.

Der zweite Tag führt uns bei strahlendem Sonnenschein in das schöne, weite Vergaldatal. Nordseitig geht es auf den Schneeberg (2.584m) und auf der Südseite wieder runter. Die Lawinenlage ruft zur Vorsicht auf, wir haben aber eine taugliche Route ohne große Steilhänge gewählt. In Gipfelnähe tobt der Föhnsturm und wir vermuten, dass die meisten anderen Skitourengeher deshalb kurz vor dem Gipfel wieder umdrehen und nördlich abfahren. Die wussten wohl alle von der schlechten Schneequalität auf der Südseite, die wir gewählt haben und uns nun mit viel Mühe durch stark verspurten Bruchharsch quälen. Vor dem Abendessen genießen wir dafür die letzten Sonnenstrahlen vor der Schirmbar mit einem Absacker.

An Tag drei gehen wir erneut tief ins Vergaldatal, um den letzten Gipfel am Talende, den Hinterberg (2.682m), zu besteigen. Der Wind hat sich gelegt, die Sonne strahlt weiter und wir schwitzen und laufen im T-Shirt den Berg hoch. Kurz vor dem Gipfel treffen wir auch hier auf einen spannenden Gipfelhang, der nach ausführlicher Einzelhangentscheidung für tauglich befunden wird. Heute sind wir allein unterwegs, es ist immerhin Montag. Nach der Gipfelschokolade geht es auf dem gleichen Weg zurück ins Tal - die Sauna ruft. Unterwegs lädt eine schöne Gumpe im Fluss zwei von uns auf ein erfrischendes Bad ein.

An Tag vier starten wir früher als sonst, da ab Mittag Niederschlag vorhergesagt ist. Nach einem kurzen Tragestück schlängeln wir uns im Wald mühsam den verspurten Bruchharsch hoch, wobei wir gelegentlich wegen Schneemangel abschnallen und zu Fuß weitergehen müssen. Nach einer steilen Querung und der Überschreitung alter Lawinenkegel sind wir unserem Tagesziel zwar schon sehr nah (Borstkopf, 2.304m), aufgezogener Nebel mit Schneefall beschränkt unsere Sicht allerdings auf ca. 20 Meter. Wir brechen also ab und bemühen uns, sicher und unfallfrei ins Tal zu kommen, wobei wir die Abfahrt mehr nach GPS als nach Sicht finden. Dafür sind wir früh wieder im Tal und haben den Nachmittag zum Ausspannen, bis zum gemeinsamen Abendessen.

 

Der Niederschlag hält den ganzen fünften Tag weiter an, es zieht uns trotzdem raus. Heute wird es allerdings nur eine Pistentour im Gargellener Skigebiet. Wir halten uns die Gipfeloption des St. Antönier Jochs (2.377m) bis zum Schluss offen, müssen aber wegen mangelnder Sicht und viel Neuschnee am Ende doch verzichten. Ein wenig Entschädigung dafür bietet die einsame, gemütliche Abfahrt über eine gesperrte Piste (unsere Aufstiegsroute). Der letzte Saunaabend und das letzte gemeinsame Abendessen werden ausgiebig genossen.

Da die Lawinenwarnstufe am Abfahrtstag nicht ideal ist in unserer Gegend, erfüllen wir einen lang gehegten Traum mancher Teilnehmer mit einer Abschlusstour in Liechtenstein. Erst sonnig und heiß, später im Nebel gehen wir einen gemütlichen Hatscher von Malbun auf den Schönberg (2.104m). Unten sind wir an den Wanderweg gebunden, oben können wir endlich ein paar schöne Schwünge in wenig befahrenen Hängen üben. Müde und glücklich werden wir von Ulrich zurück nach München kutschiert.

Lena Harlaß