© Florian Mayer

Auf Pulversuche

Skitourenspaß im Kleinwalsertal

17.01.2025

Nach ausführlichen Vorab-Instruktionen von Anke Brunner zu den Rahmenbedingungen - was darf und muss alles mit, für 2 Nächte auf der Selbstversorgerhütte mit Hausmeisterehepaar: mitgebrachtes Bier nein, Schnaps ja; wir gehen nicht in die Pizzeria, sondern kochen selbst - geht es gebrieft mit bombiger Wettervorhersage und der Zuversicht auf genügend Schnee am Freitagmorgen von München ins Kleinwalsertal.

Dort treffen wir, das sind Anke, Vroni, Fabian, Florian, Tom und ich, Yvonne, am schattigen Parkplatz in Baad Elli und Max, die aus Reutte anreisen und quasi zeitgleich mit uns ankommen. Eine schnelle Vorstellungsrunde, großer Pieps-Check und dann geht es los. Mit minus 10 Grad ist es eisig kalt beim Start zu unserer Rundtour um den Bärenkopf über das Karlstor.

Es bleibt den ganzen Tag schattig, denn Anke hofft mit der Wahl einer nordseitigen Tour auf Pulver. Anfangs stapfen wir bis zur Baumgrenze durch etwas sperrig im Weg stehendes Baumgehölz, dann geht es schnell steil in vielen Spitzkehren hinauf zur Scharte. Oben angekommen erfolgt der gespannte Blick auf die Abfahrt, die schneebedeckt, aber auch durch die Wind- und Wetterverhältnisse der letzten Wochen geprägt ist (Regen bis auf 2000 Meter hat auch hier zu Durchfeuchtung und Gleitschneelawinen geführt). Statt locker im Pulver zu wedeln wird die Abfahrt eher ein Kampf mit den gefrorenen „Lawinenbollern“, die sich unter der dünnen Neuschneedecke verstecken. Wir kommen alle sicher hinunter - in den Köpfen sind jedoch bei Allen bange Gedanken, wie wohl die nächsten Tage skitechnisch aussehen werden. Unten angekommen teilt sich die Gruppe: Während ein Teil auf der Langlaufloipe zurück zum Parkplatz zu den Autos skatet, genießt der andere Teil eine Tasse heißen Kaffee und ein Stückerl wohlschmeckenden Kuchen in einem Kiosk ganz in der Nähe vom Endpunkt der Tour. So wartet es sich angenehm bis die Autos da sind, und es geht weiter zum Quartier.

Angekommen am Berghaus, einer von schwäbischen Hausmeistern „streng“ organisierten Selbstversorgerhütte, werden wir instruiert, wo wir nächtigen und unsere Essensvorräte deponieren können. Schnell beginnt Tom mit den Vorbereitungen des Abendessens, eines wunderbaren Gemüse- Currys am bereits eingeheizten Holzofenherd. Alle helfen mit, und nach 2 Stunden leeren wir einen riesigen Topf mit dampfenden, sehr leckeren Essen. Danach, weil`s ja nie genug ist, gibt es feinen Rotweinkuchen von Vroni; der findet bei allen noch ein Platzerl im Magen.

Am nächsten Morgen geht es nach reichlichem Frühstück – herrlichen overnight Oats mit frischem Obst - direkt vom Haus aus zu Fuß und auf Loipen zum Parkplatz der Olympiabahn, auf dem sich gefühlt hunderte von Skifahrern, Tourengehern und Spaziergängern tummeln. Schnell entfliehen wir dem Trubel auf dem Weg Richtung Kaltwasserhütte und genießen die Ruhe zunächst im flacheren Gelände Richtung Berlingersköpfle. Dafür haben wir uns gestern nach vielen Überlegungen entschieden: Heute soll es sonniger für uns werden, und falls es dort keinen Schnee haben sollte, dann wird spontan umentschieden. Umplanungen waren jedoch nicht nötig. Ab dem ersten Steilhang im Wald liegt genug Schnee, und der ist sogar von guter Qualität!

Mit Sonne im Gesicht und ständig einen Blick auf das Massiv des Hohen Ifen geht es auf einer Hochebene entlang zu einem No-Name Gipfel. Nach jauchziger Abfahrt gleich wieder angefellt und auf den Hählekopf hinauf.

Von dort aus runter zur Schwarzwasserhütte, in der wir uns fröhlich plappernd bei Bier, Kaffee und Süßspeisen stärken. Die dort aufgenommenen Kalorien werden auf dem sehr hügeligen Loipenteil des Rückwegs zur Hütte sofort wieder verbrannt.

Diesen Abend kochen Max und Elli ihre selbstgemachten Käseknöpfle: Mit Opas „Reibm-Tuning“ sind die Knöpfle schnell ins Wasser gerieben und bald schon gibt es ein königliches Abendessen. Der Abend klingt spielerisch mit „Bonanza“ aus, es werden jede Menge gesunde Bohnen gehandelt und getauscht – alle haben Spaß.

Sonntag: Nach Frühstück, Aufräumen und Autos beladen geht es zu unserer letzten Tour: wir versuchen eine lange Runde über die Güntlespitze und das Grünhorn – Ausgang ungewiss, die Schneelage ist nicht vorhersehbar. Vom schattigen Aufstieg bis zu sulzigen Frühjahrsverhältnissen ist alles dabei. Flo spricht sogar von einer „Nahtod-Erfahrung“ bei den Schneemäulern, aber so schlimm ist es definitiv nicht - eben ein kleines Abenteuer auf Tour mit Anke. Spitzkehren werden heute technisch internalisiert, die Abfahrten sind rassig bei meist schönem Schnee.

Nach dem letzten Aufstieg weichen wir vom ursprünglichen Ziel ab, statt dem Grünhorn packen wir an der Stanzelscharte unsere Felle in den Rucksack, die Zeit ist schon fortgeschritten und wir müssen noch heimfahren. Die Abfahrt hat es stellenweise nochmal in sich, ein paar Mal müssen die Ski abgeschnallt und schmale, steile Stellen zu Fuß überwunden werden. Alles klappt reibungslos. Am Auto angekommen sind alle zufrieden - schade, dass es zu Ende ist, das tolle Wochenende!

Vielen Dank an Anke und allen aus der Gruppe, ich habe die Tage im Kleinwalsertal in vollen Zügen genossen.

Yvonne Dechant